Geschichte

Östlich des Hausruckkammes und damit auch über das Gebiet des heutigen Rottenbach erstreckte sich noch im ersten Jahrtausend n. Chr. ein dichter Wald. Es sind keine frühgeschichtlichen Funde im Gebiet von Rottenbach bekannt. Dennoch kann angenommen werden, dass schon vor der ersten systematisch vorgenommenen Rodung und Besiedelung einzelne Familienverbände Waldlichtungen durch Rodungen erweitert und dort Ackerbau und Viehzucht unter einfachsten Bedingungen betrieben haben.

 

Die Ortsnamenkunde gibt Hinweise auf die Phasen der Rodung und Besiedelung der Gegend östlich des Hausruckkammes. Demnach dürfte das Gebiet der heutigen Ortschaft Rottenbach (die Bezeichnung „-bach“ ist ein Hinweis darauf) erst im (womöglich ausgehenden) 11. Jahrhundert (oder doch erst zu Beginn des 12. Jahrhunderts) gerodet und besiedelt worden sein. Die Rodungstätigkeit im Gebiet der heutigen Ortschaft Rottenbach bzw. in der Umgebung wurde durch das Edelgeschlecht der Steinbacher (mit dem Sitz im Gebiet des heutigen St. Georgen b. Gr.) veranlasst, wobei bajuwarische Siedler die Rodungen vorgenommen haben.

 

Der Name „Rottenbach“ leitet sich vermutlich von der rotbräunlichen Farbe des Fließwassers des Baches ab. Die Herren von Steinbach haben im Bereich des heutigen Ortszentrums von Rottenbach den Sitz eines ihrer Stammgüter errichtet, zu welchem größere Nutzflächen gehört haben. Ein Gefolgsmann der Steinbacher wurde von ihnen mit diesem Besitz belehnt (Dienstlehen), welcher damit dem niederen Adel angehört hat. Aus dem Edelgeschlecht der Rottenbacher ist aber nur Lanzo von Rottenbach namentlich bekannt. Dieser trat um etwa 1130 bis 1140 bei der Errichtung eines Vertrages als Zeuge auf.

 

Mit dem Untergang des Edelgeschlechtes der Rottenbacher ging der Sitz (Hof) zu Rottenbach an die Steinbacher als Lehensherren zurück. Die Stammgüter der Steinbacher kamen schließlich an die Linie der Steier-Steinbach-Starhemberger. Unter den Starhembergern kam es in den ersten Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts zur Errichtung der Feste Starhemberg mit Grundherrschaft unweit des späteren Marktes Haag a. H.

 

Nach der Ortsnamenkunde sind die weiteren Rottenbacher Ortschaften in der Phase nach 1100 und vor 1500 entstanden; jüngeren Datums sind nur die Ortschaften Frei und Holzhäuseln. Eine besonders frühe urkundliche Erwähnung eines Hofes in Rottenbach (und zwar in Rappoltsberg), welcher ursprünglich den Puchheimern zuzurechnen war, findet sich in einer Urkunde aus dem Jahr 1143.

 

Neben dem Sitz des Edelgeschlechtes der Rottenbacher gab es zwei weitere Edelsitze im Gebiet des heutigen Rottenbach. So haben die Tutschenberger im 14. Jahrhundert – als Dienstmannengeschlecht der Starhemberger – auf den Hausgründen des späteren „Mair in Ditschenberg“ einen Edelsitz gehabt.

Noch weiter zurück geht die Geschichte des Edelgeschlechtes der Innerseer. Es ist davon auszugehen, dass spätestens in den letzten Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts eine Wasserburg am Standort des bestehenden Schlosses Innernsee errichtet worden ist.

 

Die Innerseer werden gemeinhin als Lehens- und Gefolgsleute der Grafen von Schaunberg angesehen. Die Reihe der namentlich bekannten Innerseer beginnt mit Hans I. Innerseer (1286). Der erste urkundlich nachweisbare Ahne des Edelgeschlechtes der Innerseer ist aber Heinrich Innerseer (1301). Im Jahr 1595 verlor das Edelgeschlecht der Innerseer den Edelsitz und die Grundherrschaft Innernsee. Der Sitz und die Grundherrschaft waren in der Folge in der Hand verschiedener Adelsfamilien. Der Umbau der Wasserburg in ein Schloss erfolgte in den ersten beiden Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts.

 

Abgesehen von den Innerseern erlangte auf Schloss Innernsee das Adelsgeschlecht der Wiellinger eine besondere Bedeutung (1671 bis 1766). Dementsprechend fanden sowohl das Wappen der Innerseer als auch das Wappen der Wiellinger in das Wappen der Gemeinde Rottenbach Eingang.

Hinsichtlich der Pfarrgeschichte wird auf den Abschnitt „Pfarramt/Geschichte“ verwiesen. Für das Verständnis der Geschichte der Gemeinde ist besonders hervorzuheben, dass sich in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts die überwiegende Mehrheit der Rottenbacher zum evangelischen (lutherischen) Glauben bekannt hat. Auf die lutherische Zeit gehen auch die Anfänge des Schulwesens in Rottenbach zurück.

 

Besonders einschneidend für Rottenbach waren die Ereignisse der Jahre 1620, 1626 und 1632. Auf der Basis eines Bündnisses von Kaiser Ferdinand II. mit dem bayerischen Herzog Maximilian I. überschritt im Jahr 1620 das bayerische Kriegsvolk die Grenze von Bayern zum Hausruckviertel. Der Widerstand an der Grenze führte dazu, dass die Häuser in rd. 128 Ortschaften bzw. Dörfern im westlichen Hausruckviertel in Brand gesteckt wurden. In der Ortschaft Rottenbach selbst und in einem erheblichen Teil der Rottenbacher Ortschaften kam es dabei zu Brandschatzungen bayerischer Soldaten.

 

Rottenbacher Bauern und Handwerker nahmen im Jahr 1626 am großen Bauernaufstand im Land ob der Enns teil. Hauptmotive waren die Rebellion gegen die harte Herrschaft der bayerischen Besatzer, insbesondere aber auch der Wille zum Festhalten am lutherischen Glauben. Bewohner von rd. 60 Pfarren (darunter Rottenbach) nahmen schließlich im Jahr 1632 am „Greimbl-Aufstand“ teil. Nach den Aufständen in den Jahren 1626 und 1632, welche für die Rebellen verloren gingen, setzte sich die vom Kaiser schon vorher betriebene Rekatholisierung zusehends durch.

 

In einem Zeitabschnitt des Spanischen Erbfolgekrieges – in den Jahren 1703 und 1704 – waren die Bewohner im Gebiet von Rottenbach durch Beiträge für den Unterhalt der kaiserlichen und der verbündeten Truppen arg belastet. Einige Jahrzehnte später brachte der Österreichische Erbfolgekrieg für Rottenbach Negatives (so brachten im Jahr 1743 in der Ortschaft Rottenbach einquartierte Soldaten eine hochansteckende Krankheit mit). Auch die „Franzosenzeit“ verlangte insbesondere in den Jahren 1800, 1805 und 1809 den Bewohnern von Rottenbach große Opfer ab.

 

Im Jahr 1810 wurden das Innviertel und die Pfarren des angrenzenden westlichen Hausruckviertels – damit auch die Pfarre Rottenbach – dem Königreich Bayern einverleibt. Im Jahr 1816 kamen die betreffenden Gebiete aber wieder zurück zu Österreich.

 

Jedes Haus mit den dazu gehörenden Grundstücken im Gebiet der späteren Gemeinde Rottenbach war einer Grundherrschaft, die das Obereigentum inne hatte, untertänig. Gab es ursprünglich im Gebiet von Rottenbach nur wenige Grundherren (bekannt sind die Steinbacher und die Puchheimer), so wuchs deren Anzahl im Lauf der Jahrhunderte durch Rechtsgeschäfte an. Im Jahr 1836 hatten 21 Grundherrschaften im Gebiet des heutigen Rottenbach Untertanen. Das Gesetz zur Grundentlastung im Jahr 1848 ebnete schließlich den Weg zur Aufhebung der bis dahin gültigen Untertänigkeit.

 

Nach dem Jahr 1848 wurden gravierende Veränderungen in der allgemeinen Verwaltung vorgenommen. So gehen die Anfänge der politischen Gemeinde Rottenbach auf das Jahr 1850 zurück. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam es in wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Hinsicht zu einer Aufwärtsentwicklung in Rottenbach. Belege dafür sind der 1862 abgeschlossene Umbau des Schulgebäudes sowie die Gründung der Musikkapelle (1851) und der Freiwilligen Feuerwehr (1894).

 

Die Jahre des Ersten Weltkrieges, die betreffenden Nachkriegsjahre, die 1930er Jahre sowie die Jahre des Zweiten Weltkrieges und wiederum die Nachkriegsjahre stellten harte Zeiten für die Bewohner von Rottenbach dar. Zuvorderst ist aber anzuführen, dass eine hohe Zahl an Söhnen der Gemeinde aus den beiden Weltkriegen nicht heimgekehrt ist.

 

Über die Jahrhunderte hinweg prägten die Landwirtschaft und das Kleingewerbe das Gebiet des heutigen Rottenbach. Sowohl die Landwirtschaft als auch das Gewerbe erfuhren seit dem 19. Jahrhundert einen fortwährenden Strukturwandel.

 

Die wirtschaftlichen Verhältnisse besserten sich auch in der Gemeinde Rottenbach seit der zweiten Hälfte der 1950-er Jahre kontinuierlich. Ab den 1990-er Jahren führte das Einsetzen einer verstärkten Wohnbautätigkeit zu einem weiteren spürbaren Aufschwung. Die in jüngerer Zeit erfolgten Betriebsgründungen bzw. -ansiedlungen brachten einen zusätzlichen Schub für die Wirtschaftskraft der Gemeinde. Für die Bewohner und die Wirtschaftstreibenden von Rottenbach hat insbesondere auch die günstige Verkehrsanbindung an die Autobahn einen hohen Stellenwert.

 

Von ihrem Selbstverständnis her versteht sich die Gemeinde Rottenbach als attraktive Wohnsitzgemeinde mit hoher Lebensqualität. Zu dieser Lebensqualität tragen insbesondere auch die vielfältigen Aktivitäten der örtlichen Vereine und Interessensgruppen bei.